Der Auftakt ins Science-Fiction-Filmjahr 2017 heißt „Passengers“ und unterscheidet sich – so viel dürfte schon jetzt sicher sein – ob seines romantischen Fokus‘ von den Weltall-Blockbustern, die aus Amerika importiert dieses Jahr noch über die diversen Kinoleinwände der Stadt flimmern werden (von „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ über „Alien: Covenant“ und „Valerian and the City of a Thousand Planets“ bis hin zu „Blade Runner 2049“ – um nur einige zu nennen: 2017 ist für Science-Fiction-Fans ein aufregendes Jahr). Diesbezüglich könnte der Auftakt mit Morten Tyldums Blockbuster nicht besser gewählt sein, denn „Passengers“ ist so etwas wie Science Fiction für Einsteiger. Romantisches Actionkino mit hervorragendem Set Design, schönen Visual Effekts und bekannten Gesichtern.
Auf der Strecke bleibt dabei einmal mehr die Logik, die sich auch mit noch so viel Willen zum Füllen der Lücken nicht herstellen lässt. Warum beispielsweise auf einem Raumschiff, das 5.000 im Hyperschlaf liegende Menschen 120 Jahre lang zu einem neu zu besiedelnden Planeten transportiert, einen rund um die Uhr zur Verfügung stehenden Roboter-Barkeeper (Michael Sheen) benötigt bleibt ein Rätsel. Eine von mehreren Fehlfunktionen – alle zusammen so koordiniert, dass ein ebenfalls aufgrund besagter Fehlfunktionen 90 Jahre zu früh erwachter Passagier problemlos überleben kann? Nehmen wir an, es sei so gewesen. Der Roboter hat nach seiner Aktivierung unbemerkt von der Kamera Flaschen und Gläser geputzt um die ersten Gäste des Weltraum-Auswanderschiffes zu empfangen. Für Jim (Chris Pratt) ist seine Anwesenheit jedenfalls ein Riesenglück, denn die künstliche Lebensform ist für über ein Jahr lang seine einzige Ansprechperson. So lange bis Aurora (Jennifer Lawrence) aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und die Weltraumromanze endlich ihren Lauf nehmen kann. Was folgt ist ein Beziehungsdrama, in dem es weder an Tragik noch an – so wie im gesamten Film – humorvollen Momenten fehlt, jedoch irgendwie so wirkt als hätte Romantik-Geschichten-Vielschreiber Nicolaus Sparks das Genre gewechselt. Bis zum Schluss entbehrt die romantische Beziehung weder an Pathos noch mangelt es den Protagonisten an Heldenmut. Als sich die Fehlfunktionen häufen verlangt es nach Opferungswillen. Welch ein Glück, dass der schüchterne Jim, der über weite Strecken dreinschaut wie ein verlorengegangener Hundewelpe, ein passionierter Mechaniker ist und dank des zwischenzeitlich ebenfalls zu Bewusstsein gekommenen Besatzungsmitglieds (Laurence Fishburne) über eine für alle Schiffsbereiche passende Autorisation verfügt.
Alles in allem eine Wahnsinns-Geschichte. „It’s a hell of a life“ wie es im Film einmal heißt. Tatsächlich bietet „Passengers“ streckenweise durchaus richtig gute Unterhaltung. Vor allem das Set Design gepaart mit den Visual Effects hat es in sich. Wer dachte der Swimmingpool in „Oblivion“ mit Tom Cruise sei das Maximum an coolem Design gewesen, der wird hier eines besseren belehrt. Von der im Art Deco angehauchten Schiffsbar bis hin zur schwarzen Außenhaut des mit einem rotierenden Habitat ausgestatten Raumschiffes ist der Film ein Eyecatcher. Logisch oder nicht – schön anzusehen ist „Passengers“ auf jeden Fall.
Passangers. Ein Film von Morten Tyldums. USA 2016. 117 Minuten
Fotos: (c) Sony Pictures
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